56
wenn sie dort geboren gewesen wären, sondern weil die großherzogliche
Familie sie mit Ehren und Huld herbeizog.
Gotha ist zwar nicht die eigentliche Hauptstadt des Herzogthums
Sachsen-Koburg-Gotha, sondern Koburg, allein es übertrifft dies an
Größe und Wichtigkeit, denn aus der Zeit her, wo Gotha noch seine
eigenen Herzoge hatte, bestehen noch viele herrlichen Anlagen aller Art.
Die Sammlungen von Büchern, Münzen, Kupferstichen in dem herzog-
lichen Schlosse, so wie die Parkanlagen in der Nähe, sind weniger
wichtig, als die vortreffliche Sternwarte auf einem benachbarten
Berge, wo berühmte Astronomen (Sternkundige) den Himmel beobachte-
ten und wichtige Entdeckungen machten.
Die Gebirge des thüringer Waldes sind mit Nadelholz be-
wachsen und außerordentlich ergiebig an Eisen, Kupfer, Marmor,
Schiefer, Steinkohlen und anderen Mineralien. Deshalb trifft
man auch in den sächsischen Herzogthümern eine Menge Schmelz -
Hütten und Eisenhämmer an, und in dem thüringer Walde wird
viel Pech, Kienruß und Pottasche bereitet.
Auch die preußische Stadt Erfurt liegt in Thüringen, gerade in der
Mitte zwischen Gotha und Weimar, an der Eisenbahn nach Leipzig.
Ferner gehören zu Thüringen noch die Besitzungen der Fürsten von
Schwarzburg. Sie bestehen aus zwei abgesonderten Stücken Land, wovon
dáseme: Schwarzb urg-Sondershausen, mehr nördlich, von der preußi-
schen Provinz Sachsen eingeschlossen, liegt, und das andere: Schwarzburg-
Rudolstadt, weiter südlich, umgeben von den sächsischen Herzogthümern.
Östlich an Thüringen schließen sich die Besitzungen der beiden
Fürsten von Reust mit den Residenzstädten Greiz und Schleiz. Den
Namen Reuß (Russe) führen diese Fürsten von einer russischen
Prinzessin, welche die Stammmutter eines ihrer Familienzweige
war. Ausfallend ist, daß alle diese Fürsten von Reuß den nämlichen
Taufnamen, nämlich Heinrich, führen und sich bloß durch die Num-
mer unterscheiden, so daß z. B. einer Heinrich der Lxii. heißt.
Ganz Thüringen, mit Einschluß der reußischen Fürsten-
thümer, enthält einen Flächenraum von über 200 Quadratmeilen
mit mehr als 1 Million Bewohnern.
41. Der Jrrfelsberg.
Ich will dich auf einen Berg führen im thüringer Walde; das
ist im ganzen Gebirge beinahe der höchste und gewiß der schönste. Als
einst, so geht eine alte Mähr, das Land und Gebirge umher mit
ungeheuerem Wasser bedeckt war, da sah die Spitze des Berges noch
hervor, wie eine Insel aus dem Meere; daher soll der Berg seinen
Namen Jnselsberg haben. Noch jetzt, wenn du auf dem Gipfel des
Berges früh Morgens dem Aufgange der Sonne harrest, kann dir's
begegnen, daß du rings um dich ein weites Meer wogen siehst, nicht
von Wasser, sondern von Nebel. Aber wenn die Sonne das Nebel-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Schleiz Heinrich Heinrich Heinrich
63
Und als mit fester E i s e n h a n d
Held Karl den deutschen Zepter führte,
Da war es, wo im Weserland
Sich manche Stimme mächtig rührte;
Da hörte man des Kreuzes Ruf
Mit hellem Klang an den Gestaden,
Und sah der Frankenrosse Huf
Sich in den nord'schen Wellen baden.
So meldet sie dir manchen Traum
Aus ihrer Vorzeit grauen Tagen
Und steht dabei des Lebens Baum
Stets frisch an ihren Ufern ragen;
Es glänzen in der lichten Fluth
Der Klöster und der Burgen Trümmer,
Des Mondes und der Sonne Gluth,
Des Thurmes und der Segel Schimmer.
Und meerwärts durch ihr F el se n th or,
Durch immer wechselnde Gefilde
Strömt sie die Welle leicht hervor
Wie jugendliche Traumgebildc.
In ihren Tiefen klar und rein
Hörst du es seltsam weh'n und rauschen,
Und kannst bei stillem Abendschein
Der Nixe Wunderlied belauschen.
(F. Dingelstedt.)
^isäsibolunaskiaasn! —
Beschreiben! —
2s. Die drei freien Städte.
(19-21.)
Von den vielen freien Städten des alten deutschen Reiches
sind nur 3 übrig geblieben: die großen Handelsstädte Hamburg,
Bremen und Lübeck. Sie liegen in Niederdeutschland, zwar
nicht unmittelbar an dem Meere, aber doch nahe genug, um vermittels
der in ihrer Nähe mündenden Flüsse Seehandel treiben zu können.
Die unbedeutendste der drei Städte ist jetzt Lübeck. Vor Zeiten
dagegen war sie eine der mächtigsten Städte in ganz Deutschland; sie
stand damals an der Spitze des großen deutschen Städtebundes, der
Hansa, wovon ihr später mehr erfahren werdet. Durch verschiedene
Ursachen aber ist sein Handel nach und nach in Verfall gekommen,
und es hat jetzt nur noch Spuren seiner ehemaligen Größe. Seine
52,000 Einwohner machen nur ungefähr die Hälfte der Bevölkerung
Bremens aus, und Hamburg hat sich zu einer fast fünfmal stär-
keren Einwohnerzahl erhoben. Unter den alten Gebäuden Lübecks sind
viele sehr ansehnlich und hoch, wodurch die Stadt ein gar stattliches
Ansehen erhält. Es sind sogar zwei Kirchen da, deren jede zwei gleiche
Thürme besitzt, wovon jeder wieder zu den höchsten in Deutschland ge-
hört. In einer dieser Kirchen befindet sich nicht nur eine äußerst große
Orgel, sondern auch eine Uhr, welche nicht bloß die Stunden, Tage
und Jahre, sondern auch den Aufgang der Sonne, die Finsternisse an
Sonne und Mond und Ähnliches angiebt.
Hamburg ist eine der großartigsten Städte in Deutschland überhaupt,
und trotz der Verluste, die sie durch den großen Brand im Jahre
1842 erlitten hat, die reichste Handelsstadt Deutschlands. Ihre
238,000' Einwohner leben fast alle von dem Handel und der Schiff-
fahrt, und die ganze Stadt ist für solche Zwecke eingerichtet. Des-
halb ist sie großentheils von Kanälen durchschnitten, worauf man
die Waaren in die Magazine und heraus transvortirt, wodurch frei-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Gluth
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Bremen Niederdeutschland Deutschland Bremens Hamburg Deutschland Hamburg Deutschland Deutschlands
255
- Der Kampf im Centrum drehte sich im Verlauf der nächsten Stun-
den um das Gehölz von Sadowa. Kaum kann es eine schwierigere
Stellung geben, als sie sich hier den immer wieder mit der helden-
müthigsten Bravour*) anstürmenden Truppen entgegenstellte. Der Wald
bestand aus dichtem Laubholz und Gebüsch; die ganze Lisidre**) war
umgehauen und zur natürlichen Verschanzung gemacht, hinter welcher
die Infanterie feuerte. Außerdem aber waren an den Bäumen durch
Schälung Markzeichen zum Zielen für die feindlichen, seitwärts auf der
Höhe postirten Geschütze angebracht, so daß ein Granatfeuer von der
entsetzlichsten Wirkung darauf unterhalten werden konnte, sobald die
Stellung von der Infanterie geräumt war. Der Wald kostete uns
viel Zeit und viel Blut, aber er wurde genommen. — Während hier
die Entscheidung noch schwankte, war die Herwarth'sche Armee auf
dem rechten Flügel vorgedrungen. Wenn wir auch danach schon am
Nachmittage sicher waren, daß die Schlacht unser sei, so fehlte doch zu
einer schnelleren und kräftigeren Vollendung des blutigen Werkes noch
immer die auf dem linken Flügel durch die Armee des Kronprinzen
erwartete Verstärkung. Es ist schwer zu beschreiben, mit welcher
Spannung und Erwartung die Blicke aller derer, welche dem Verlaufe
des Ganzen von dem Felde bei Sadowa aus folgen konnten, sich nach
der Gegend hin richteten, wo der Kronprinz erwartet wurde.
Kommt er? Ist er da? war die Frage, die tausendmal von Mund
zu Mund ging.
Er kam, und er kam noch zu rechter Zeit, um auf die allerkräftigste
und entscheidendste Weise einzugreifen und die Niederlage des Feindes
zu einer ganz vollständigen zu machen. — Gegen 3 Uhr zeigte der
auf der Höhe von Lippa aufsteigende Pulverdampf, daß dort die
Armee des Kronprinzen in das Gefecht eingetreten sei. Die Fortschritte
auf dieser Stellung gingen reißend vor sich; unsere immer siegreichen
Garden stürmten die Hügel hinan und warfen über den Haufen, was
sich ihnen entgegenstellen wollte. — Um diese Zeit war auch im
Centrum das Gehölz von Sadowa genommen; General v. Herwarth
zog sich immer mehr heran und kam durch eine bogenförmige Bewegung
dem Feinde in die Flanke***); der kronprinzlichen Armee fehlte noch
wenig, um die entscheidende Position bei Lippa ganz zu beherrschen;
kurz, dem Feinde blieb nur noch der Rückzug auf allen Punkten. Die
Schlacht war entschieden. Das furchtbare Kanonendonnern verstummte
plötzlich beinahe überall; der Feind trat seinen Rückzug an. Der Rest
des Tages gehörte jetzt der Verfolgung! Bereits seit langen Stunden
standen, mit Ungeduld auf diesen Moment wartend, zwei Cavallerie-
Brigaden bereit. Der Prinz Friedrich Karl, welcher dem letzten
Kampfe in der vordersten Gefechtslinie beigewohnt hatte, sprengt zurück
und holt seine Reiter zur Verfolgung. Unter Hurrah! trabt Alles
*) Bravour = Tapferkeit, Heldenmuts.
**) Lisiöre -- Einfassung, hier Waldessau«.
***J Llanke -- die Seite.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Herwarth Friedrich_Karl Friedrich Karl
407
wieder beantworten kann. Ja, man will es bereits so weit gebracht
haben, ganze Reden so schnell zu telegraphiren, als sie gesprochen werden.
Wollte man aber den Drath in die feuchte Erde legen, so würde
diese den galvanischen Strom ableiten. Dies zu vermeiden, legt
man den Drath in eine Umhüllung von Gutta Percha, das ist ein
Baumharz aus Ostindien, welches in siedendem Wasser weich und
bildsam, bei der gewöhnlichen Temperatur aber wieder hart wie Leder
wird. Damit kann man den Drath sogar auf dem Grunde des Wassers
fortführen, wie es von Europa nach Amerika geschehen ist.
Durch den Telegraphen kann man eine Nachricht von Triest nach
Hamburg bringen, ehe 2 Pulsschläge vergehen, ja man würde nichr
länger brauchen, wenn man einen Drath um die ganze Erde herum
ziehen könnte. Man schreibt also nun mit Blitzesschnelle, ja mit dem
Blitze selbst. Welche Folgen für den Kaufmann, für die Sicherheits-
behörden, für die Regierungen, selbst für Familien, da auch jeder Privat-
mann gegen eine gewisse Gebühr sich des Telegraphen bedienen kann!
Iii. Die Erde und ihre Dcwohner (die Menschheit).
1. Die Erde.
Nach dem Augenscheine und nach allgemeinem Glauben wäre die
Erde mit allen ihren Bergen und Thälern eine große runde Fläche
gleich einer ungeheuren, großen Scheibe. Am Rande derselben weiter
hinaus komlnt mchts mehr; dort ist gleichsam der Himmel an sie ge-
fügt, der wie eine große hohle Halbkugel über ihr steht und sie bedeckt.
Dort geht am Tage die Sonne auf und unter, bald früher, bald
später, bald links an einem gewissen bekannten Berge oder Hause, bald
rechts, und bringt Tag und Nacht, Sommer und Winter und bei Nacht
den Mond und die Sterne, und sie scheinen nicht gar entsetzlich hoch
über unseren Häuptern zu stehen.
Das wäre nun alles gut, wenn's niemand besser wüßte; aber die
Sternseher und Kalendermacher wissen's besser. Denn erstlich,
wenn einer daheim weggeht und will reisen bis ans Ende der Erde,
an den Rand, wo man einen aufgehenden Stem mit der Hand weg-
haschen und in die Tasche stecken kann, und er geht am ersten April
vom Hause aus, so hat er den rechten Tag gewählt. Denn er kann
reisen, wohin er will, durch Deutschland, durch Polen, durch Ruß-
land, nach Asien hinein, durch die Muhamedaner und Heiden,
vom Land auf Wasser und vom Wasser wieder auf Land und immer
weiter. Aber endlich, wenn er sich auf einen Baumstamm setzt und
will daran denken, wie lange er schon von den Seinigen weg ist, und
wie weit er noch zu reisen hat ans Ende der Erde und wieder zurück:
auf einmal wird's ihm heimlich in seinem Gemüthe; es wird ihm nach
und nach alles, wie es daheim war; er hört seine Landessprache wieder
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Gutta_Percha
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Europa Amerika Hamburg Deutschland Polen Asien
408
sprechen; zuletzt erblickt er von weitem einen Kirchthurm, den er auch
schon gesehen hat, und wenn er auf ihn hingeht, kommt er in ein
wohlbekanntes Dorf und hat nur noch zwei Stunden oder drei, so ist
er wieder daheim und hat das Ende der Erde nie gesehen. Nämlich
er reist um die Erde, wie man einen Strich mit Kreide um eine
Kugel herumzieht, und kommt zuletzt wieder auf dm alten Fleck, von
dem er ausging.
Es sind schon mehr als zwanzig solcher Reisen um die Erde nach
verschiedenen Richtungen gemacht worden. In zwei bis vier Jahren, je
nachdem es geht, ist alles geschehen. Ist nicht der englische Seecapitain
Cook in seinem Leben zweimal um die ganze Erde herum gereist und
von der andern Seite her wieder heim gekommen? Aber das dritte
Mal haben ihn die Wilden auf der Insel Owaihi todt geschlagen.
Daraus und aus mehreren sicheren Anzeichen erkennen die Gelehrten
Folgendes: Die Erde ist nicht bloß eine ausgebreitete, rund abgeschnit-
tene Fläche, nein, sie ist eine ungeheuer große Kugel. Weiter:
Sie hängt und schwebt frei und ohne Unterstützung, wie ihres
Orts die Sonne und der Mond, in dem unermeßlichen Raume
des Weltalls, unten und oben zwischen lauter himmlischen Sternen.
Weiter: Sie ist rings um und um, wo sie Land hat, und wo die
Hitze oder der bittere Frost es erlaubt, mit Pflanzen ohne Zahl
besetzt und mit Thieren und vernünftigen Menschen belebt.
Man muß nicht glauben, daß auf diese Art ein Theil der Geschöpfe
mit dem Kopfe abwätts hinge und in Gefahr stehe, von der Erde weg
und in die Luft herabzufallen. Dies ist lächerlich. Überall werden
die Körper durch ihre Schwere an die Erde angezogen und
können ihr nicht entlaufen. Überall nennt man unten, was
man unter den Füßen hat, und oben, was über dem Haupte
hinaus ist. Niemand merkt oder kann sagen, daß er unten sei. Alle
sind oben, so lange sie die Erde unter den Füßen und den Himmel
voll Licht oder Sterne über sich haben.
Aber der Leser wird nicht wenig staunen, wenn er's zum ersten
Male hören sollte, wie groß diese Kugel sei. Denn der Durchmesser
der Erde beträgt in gerader Richtung von einem Punkte der Oberfläche
durch den Kern oder Mittelpunkt hindurch zum andern Punkt 1720
deutsche Meilen. Der Umkreis der Kugel aber Betragt 5400
deutsche Meilen. Ihre Oberfläche jedoch beträgt über 9 Mil-
lionen Meilen ins Gevierte, und davon sind zwei Dritttheile
Wasser und ein Dritttheil Land. Das Land besteht aus den fünf
Erdtheilen: Europa, Afien, Afrika, Amerika und Australien;
das Wasser bildet fünf große Meere: das nördliche und südliche
Eismeer — das atlantische Meer, von dem die Nord- und Ost-
see und das mittelländische Meer Theile sind — der große Ocean,
dessen südlicher Theil auch stilles Meer oder Südsee heißt — und
das indische Meer. Die ganze Maste der Erde aber Betragt mehr
als 2662 Millionen Kubikmeilen. Das haben die Gelehrten mit
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Cook
Extrahierte Ortsnamen: Owaihi Europa Afrika Amerika Australien
411
Wie geht es aber den Leuten, welche nördlich vom nördlichen
Wendekreise, oder südlich vom südlichen Wendekreise wohnen?
Es geht ihnen ganz erträglich, wie wir ja an uns selber sehen, die
wir doch schon ziemlich weit vom nördlichen Wendekreise entfernt wohnen.
Die Sonne steht für uns am höchsten, wenn sie über dem nördlichen
Wendekreise steht, d. i. an unserem längsten Tage, und steht für uns
am niedrigsten, wenn sie über dem südlichen Wendekreise steht, d. i. an
unserem kürzesten Tage. Je weiter nun ein Ort vom Äquator ent-
fernt, und je näher er einem der Leiden Pole liegt, desto niedriger
steht für ihn die Sonne sowohl am längsten, als am kürzesten Tage,
und wer gerade auf einem der beiden Polarkreise wohnt, der hat an
seinem kürzesten und an seinem längsten Tage ein merkwürdiges Schau-
spiel. An dem kürzesten Tage geht die Sonne für den nördlichen Polar-
kreis eigentlich gar nicht auf. Sie steht im südlichen Wendekreise und
ihre Strahlen reichen gerade nur bis an den nördlichen Polarkreis.
Wenn nun die Mittagszeit eintritt, so zeigt sich die Sonne am südlichen
Himmel nur auf einige Augenblicke; recht, als ob sie sagen wollte: ich
bin noch immer da, aber ich habe keine Zeit, lange bei euch zu ver-
weilen. Das alles aber sucht sie am längsten Tage, wenn sie im
nördlichen Wendekreise steht, wieder einzubringen. Sie steigt am Himmel
nicht eben sehr hoch, etwas höher, als bis zur Mitte des Bogens, den
ihr vom Scheitelpunkte bis zum Horizont ziehen könnt; aber da-
für geht sie auch den ganzen Tag nicht unter. Gegen Mitternacht senkt
sie sich gerade im Norden auf einen Augenblick bis zum Horizont hinab;
aber es ist, als ob es ihr leid werde, von uns zu gehen, und flugs
hebt sie sich wieder und durchläuft ihre Bahn von neuem. Von da ab
macht sie die Nächte für den nördlichen Polarkreis immer ein we^ig
länger, bis zuletzt die Nacht volle 24 Stunden lang wird und für den
Tag eigentlich gar nichts übrig bleibt.
Wie mag es nun erst den Leuten ergehen, die noch über den
Polarkreis hinaus wohnen? Das läßt sich leicht denken, wie es denen
ergehen muß. Je näher sie dem Nordpol wohnen, desto länger sind
im Winter ihre Nächte und im Sommer ihre Tage. Da giebt es
Gegenden, wo die Sonne mehrere Tage, Wochen und Monate lang
nicht aufgeht, ja wer gerade unter dem Pole wohnte, der hätte ein
halbes Jahr Tag und ein halbes Jahr Nacht; denn in der einen Hälfte
des Jahres ginge für ihn die Sonne nicht auf, in der zweiten nicht
unter. Aber unter den Polen wohnen, so viel wir wissen, keine Men-
schen, auch ist noch kein Schiff, so oft man es auch versucht hat, bis zu
den Polen hindurch gedrungen. Die kühnen Seefahrer, die das Meer
in den Gegenden um den Nordpol untersucht haben, sind meist zwischen
ungeheure Eisberge gerathen und haben von Glück zu sagen gehabt,
wenn sie wohlbehalten wieder in ihre Heimath gekommen sind.
Das muß doch ein klägliches Leben sein, wenn man Wochen und
Monate lang die Sonne nicht sieht, sondern so lange Zeit in finsterer
Nacht sitzt.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
423
die Beobachtung des Mondes, dessen Veränderungen je in 29 Tagen
vor sich gehen; daher auch ihre Monate 28 oder 29 Tage hatten.
Aus die Abtheilung des Monats in Wochen führte die Wahrnehmung,
daß jedesmal in 7 Tagen eine Veränderung in der Lichtgestalt des
Mondes vorgeht. Wenn sie den schönen, wunderbaren Sternenhimmel
betrachteten, so merkten sie sich einzelne Sterne und Sterngruppen, und
gaben ihnen Namen, die sich zum Theil noch jetzt erhalten haben.
Aus solchen Beobachtungen ging in der Folge eine sehr wichtige Wissen-
schaft, die Astronomie oder Sternkunde hervor. Wie mancher
phönizische Seefahrer, der um Mitternacht an den Ufern des mittel-
ländischen Meeres hemmkreuzte, mag wohl vor drei tausend Jahren seine
Augen voll Bewunderung und Andacht zu dem schönen Siebengestirne ge-
richtet haben, das noch jetzt in eben dem Glanze allnächtlich am Himmel
prangt, indeß die guten Phönizier schon längst ausgestorben sind. Denn
im Jahre 333 v. Chr. Geb. eroberte Alexander der Große, König
von Macedonien ihr Land und zerstörte ihre Städte. Jetzt stehen
nur ärmliche Fischerhütten dort, wo einst volkreiche Städte blüheten.
2. Cyrus.
(555 v. Chr.)
Won Cyrus, der in der Bibel Koresch heißt, erzählt man wunderbare Ge-
schichten. Sein Water war ein Perser, und so wurde auch Cyrus in der stren-
gen kriegerischen Lebensweise der Perser auferzogen. Seine Mutter soll eine Toch-
ter des Königs der Meder, Astyages, gewesen sein. Dieser ließ, so erzählt
man, den Knaben zu sich nach Medien an den Hof kommen. Welch' ein Abstich
zwischen der nüchternen und strengen Lebensweise der Perser, an die Cyrus von
Haus aus gewöhnt war, und der schwelgerischen Schlemmerei der Meder!
Doch waren die verweichlichten Meder die Herren der Perser. Daß aber diese
Herrschaft der Schwächlinge über die Starken bald ein Ende haben mußte, hätte
Astyages von dem Knaben Cyrus lernen können. Cyrus konnte sich des Lachens
nicht enthalten, als er am Hofe seines Großvaters alles so weibisch geputzt sah
Astyages saß auf einem prächtigen Throne; seine Backen, Lippen und Stirne
waren bemalt, Augenbraunen und Haare gefärbt; er hatte goldene Ketten um den
Hals, Armbänder an den Händen. Cyrus sprang, wie er in das Zimmer trat,
auf den. geputzten Alten zu, fiel ihm um den Hals und rief: „O, was ich für
einen schönen Großvater habe!" Seine Mutter fragte ihn lächelnd, ob er denn
schöner wäre als sein Water. „Unter den Persern," antwortete Cyrus, „ist
mein Water der schönste; aber unter den Medern habe ich keinen gesehen, der
so schön wäre als mein Großvater." Dem Alten gefiel diese Antwort. Er be-
schenkte den Knaben reichlich, und bet Tische mußte Cyrus immer neben ihm sitzen.
Dem Cyrus, der an die Mäßigkeit der Perser gewöhnt war, dünkte es sonderbar,
daß man so vielerlei Speisen austrug. Er sah lange zu. Endlich sagte er zu
dem alten Könige: „Aber, lieber Großvater, du hast doch schrecklich viele Mühe,
satt zu werden, wenn du von dem allen effen mußt." Astyages lachte und sprach:
„Glaubst du denn, daß dies hier nicht viel besser sei, als eure persischen Mahl-
zeiten?" — „Ich weiß nicht," antwortete Cyrus, „aber wir werden viel ge-
schwinder und leichter satt, als ihr. Uns ist Brod und Fleisch genug, um satt
zu werden; ihr aber, ach l was braucht ihr für Arbeiten und Umschweife, bis
ihr so weit kommt!" Mit Erlaubniß des Alten vertheilte er darauf von den
Speisen unter die Diener, nur dem Mundschenken gab er nichts. Der König,
welcher den Schenken liebte, fragte den Cyrus im Scherz: „Warum giebst du
denn diesem nichts, den ich doch so lieb habe?" — „Und warum hast du ihn
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Alexander_der_Große Alexander Cyrus Cyrus Won_Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus
399
Wäre das nicht, wie könnten wir die über 20,000,000 Meilen von
uns entfernte Sonne und die noch viel weiteren Sterne sehen!. Wir
nennen dieses in der ganzen Schöpfung verbreitete Licht den Äther,
und die Gelehrten behaupten, daß nicht eigentlich von der Sonne, den
Fixsternen, den Feuerflammen und andern leuchtenden Körpern selbst
die Lichtstrahlen ausgehen, sondern daß alle die genannten Körper
nur den Äther in eine leuchtende Bewegung setzen und so die
Millionen und Millionen Lichtstrahlen erwecken, die von ihnen zu
kommen scheinen.
Das Licht ist das Allerschnellste, was wir kennen, seine Ge-
schwindigkeit übersteigt fast alle menschlichen Begriffe; es verbreitet sich
beinahe 100,000mal schneller als der Schall. — Wenn wir von der
Erde nach der Sonne gehen und täglich 5 Meilen zurücklegen könnten,
so brauchten wir mindestens 11,000 Jahre dazu; der Sonnenstrahl
jedoch braucht zu uns nur — 8 Minuten. Das Licht ist auch das
Leichteste, Feinste und Theilbarste, was wir kennen. Halten wir
ein Papier, durch das wir mit einer Nadel eine Öffnung gestochen
haben, vor unser Auge: so können wir dadurch einen großen Raum
des Himmels übersehen. Wie viele tausend Lichtstrahlen müssen also
durch dieses unbedeutende Loch fallen! Ein Licht, das in finsterer Nacht
aus einer Anhöhe brennt, kann von vielen tausend Menschen im ganzen
Umkreis gesehen werden. Wer vermag die Millionen Lichfftrahlen zu
berechnen, die demnach von einem einzigen Flämmchen ausgehen, und
wie fein müssen sie sein, und wie theilbar das Licht selbst! —
Das Licht verbreitet sich nicht nur von selbstleuchtenden, sondern auch
von dunkeln Körpern, wenn Lichtstrahlen auf sie fallen; undurchsich-
tige, dunkle Körper werfen also die Lichtstrahlen wieder
zurück. Die uns umgebenden Gegenstände: Häuser, Thüren, Bäume
u. a. m. sind alle dunkle Körper und doch werden sie am Tage, wo
Licht auf sie fällt, schon in bedeutender Entfernung gesehen. Der Mond
ist gleichfalls ein dunkler Körper und leuchtet uns dennoch wie eine
schwache Sonne, weil von ihm die Sonnenstrahlen auf uns zurückprallen.
Mit einem metallenen Hohlspiegel kann man die Sonnenstrahlen
sammeln und brennender zurückwerfen, als sie durch ein Brennglas
fallen. Je glätter, polirter und dichter ein Körper ist, desto stärker
wirft er die Lichtstrahlen zurück; daher Spiegel die in ihnen sich ab-
bildenden Gegenstände so deutlich darstellen. Ist aber die Spiegelfläche
uneben, so wirst sie die Lichtstrahlen falsch zurück und kann den Hin-
einschauenden so verzerren, daß er sich selbst kaum erkennt.
Alle Lichfftrahlen gehen in gerader Linie, so lange sie nicht aus
einer dünneren Materie durch eine dichtere fallen oder umgekehrt.
Geschieht letzteres, so brechen sie sich, daher uns ein Stäbchen, das
wir schräg in ein Glas Wasser stecken, an der Oberfläche des Wassers
gebrochen erscheint, wenn wir es von der Seite betrachten. Brenn-
gläser, Brillen, Vergrößerungs- und Ferngläser bewirken
eine solche Brechung der Lichfftrahlen und biegen dieselben entweder
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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ist also unsere Sonne! Unser Geist staunt diese Größe wohl an, jedoch
fassen, begreifen kann er sie nicht, denn sie ist zu ungeheuer! Und
dieser unbegreiflich große Sonnenkörper schwebt frei, ohne allen und
jeden Stützpunkt, im großen Weltenraume, gehalten, getragen von der
gewaltigen Hand des Allmächtigen, vor dem die riesige Sonne ein
Staubkörnlein ist, und der die Himmel rollt wie ein Gewand!
So ungeheuer aber die Größe der Sonne ist, eben so erstaunlich
ist auch ihre Entfernung von der Erde, denn wisse, mein Leser,
der Abstand der Sonne von unserer Erde beträgt 21 Millionen
Meilen. Abermals eine Zahl, die wohl mit Staunen ausgesprochen,
höchst selten aber, vielleicht auch gar nie in ihrer ganzen Größe auf-
gefaßt und begriffen wird. Wir müssen uns deshalb, um unserer Vor-
stellungskraft nur einigermaßen zu Hülfe zu kommen, abermals durch
Vergleichungen zu helfen suchen. Also Achtung! Gesetzt, es führte ein
gut gebahnter und ebener Weg von unserer Erde zur Sonne, und es
wollte ein Erdenbewohner einen Besuch auf der Sonne abstatten, so
würde er, wenn er heute von der Erde abreisete und Tag für Tag
zwanzig Stunden oder zehn Meilen Weges zurücklegte, doch erst in
— — 6200 Jahren auf der Sonne ankommen! Kannst du, lieber
Leser, diese furchtbare Entfernung fassen? — Fassen nicht; aber der
innerste Nerv deines Wesens wird vor Staunen beben! — Das Licht
aber, oder die Strahlen dieser Sonne durchfliegen diese ungeheure
Strecke von 21 Millionen Meilen in — — acht Minuten und
dreizehn Sekunden, so daß sie also in einer Sekunde gegen 42,000
Meilen durchfliegen! Und was soll nun unser erstaunter Geist mehr
bewundern, den furchtbaren Raum, der zwischen der 'Erde und der
Sonne ist, oder die rein unbegreifliche Schnelligkeit des Lichtes? —
Über den Stoff, das Wesen der Sonne selbst sind aber die ge-
lehrtesten Astronomen, die scharfsinnigsten Geister bis heute noch nicht
einig und werden's wohl auch niemals werden. Ehemals hielt man
den ganzen unermeßlichen Sonnenkörper für eine glühende, hellbrennende
Masse. Von dieser Ansicht ist man aber in der neuern Zeit zurück-
gekommen,- indem man gefragt hat: Woher sollte, wenn die Sonne ein
wirkliches Feuermeer wäre, dieses Feuer seine ewige Nahrung nehmen,
daß es in tausend und aber tausend Jahren nicht abnimmt und zuletzt
wie eine ausgebrannte Kohle verglimmt und erstirbt? Ferner hat man
geltend gemacht: wenn die Sonnenstrahlen feurige Ausflüsse aus der
Sonne wären, so müßte es doch, je näher der Sonne, desto heißer
sein. Wir finden aber gerade das Gegentheil. Denn je höher die
Lustschiffer sich in die Lust erheben (folglich sich der Sonne nähern),
d^io kälter wird es; und je höher die Gebirge der Erde sind, desto
meh». Eiz und Schnee treffen wir aus ihnen, selbst in den heißesten
Sommvtagcn. Man nimmt deshalb heut zu Tage ziemlich allgemein
an, die ^onne selbst könne wohl ein kühler, ja selbst ein dunkler Kör-
per sein, cf,er ft wie unsere Erde von einer hohen Luftschicht, so sei
die Sonne von einer ungeheuren, vielleicht elektrischen Lichtmaterie
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
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umflossen. Dieses Licht werde dann, durch den schnellen Umschwung des
Sonnenkörpers (denn die Sonne dreht sich alle 25 Tage und ziemlich
12 Stunden einmal um sich selbst) in steter Bewegung gehalten, und
pflanze sich durch den leichten Äther (Lust) schnell bis auf die Ober-
fläche dunkler Körper (der Planeten und Monde) fort, wo die hin-
gefallenen Lichtstrahlen die kleinsten Theile dieser Oberfläche erschüttern
und ihre innere Kraft rege machen. Es kommen daher eben so wenig
wirkliche Lichttheile aus der Sonne zu uns, als die Theile einer Glocke,
deren Schall wir hören. Auf diese Weise ließe sich nun erklären, wie
die Sonne, ohne von ihrer Masse und Größe auch nur das Geringste
zu verlieren, alles um sich her erleuchten und erwärmen könne.
2. Die Sonne und die Erde.
Da die unermeßlich große Sonne in einer so unermeßlich weiten
Entfernung von uns weg ist, so hat es den Sternforschern schon lange
nicht mehr einleuchten wollen, daß sie unaufhörlich und je in vier und
zwanzig Stunden um die kleine Erde herumspringen soll, in einer
unbegreiflichen Kraft und Geschwindigkeit, nur damit wir in diesem
kurzen Zeitraume einmal Morgen und Mittag, Abend und Nacht
bekämen und wandelnde Sterne. Denn die Naturkundigen haben sich
überzeugt, daß alles, was geschieht, auf eine viel einfachere und leichtere
Art auch geschehen könnte. Allein ein rechtschaffener Sternseher, Kopcr-
nikus genannt, hat bewiesen, daß es nicht nur so geschehen könnte, wie
die Naturforscher denken, sondern daß es wirklich so geschieht, und die
göttliche Weisheit hat eher daran gedacht, als die menschliche.
Erstlich, sagt Kopernikus, die Sonne, ja selbst die Sterne haben
gegen die Erde weiter keine Bewegung, sondern sie stehen fiir uns so
gut als still.
Zweitens, die Erde dreht sich in vier und zwanzig Stunden um
sich selber um. Nämlich man stelle sich vor, wie wenn von einem Punkte
der Erdkugel durch ihren Kern bis zum entgegengesetzten Punkte eine
Spindel oder Axe gezogen wäre. Diese zwei Punkte nennt man Pole.
Gleichsam um diese Axe herum dreht sich die Erde in 24 Stun-
den, nicht nach der Sonne, sondern gegen die Sonne, und wenn ein
langer rother Faden ohne Ende, ich will sagen am 21. März, von
der Sonne herab auf die Erde reichte, und Mittags um 12 Ulst: an
einem Kirschbaume angeknüpft würde, so würde die Erdkugel diesen
Faden in 24 Stunden einmal ganz um sich herum gezogen haben und
so jeden andern Tag.
Auf diese einfache Weise geschieht das Nämliche, was geschehen
würde, wenn die Sonne in der nämlichen Zeit einen Kreisgang von
132 Millionen Meilen rings um die feststehende Erde herumwaudeln
müßte. Nämlich die eine Hälfte der Erdkugel ist gegen die Sonne ge-
kehrt und hat Tag, und die andere ist von der Sonne abgekehrt und
hat Nacht, aber nie die nämliche; sondern wie die Erdkugel sich gleich-
sam an ihrer Axe gegen die Sonne dreht, löst sich immer an dem einen
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TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]